Tuesday, June 26, 2012

GERMANY: Non-therapeutic circumcision is illegal

Financial Times (Deutschland)
June 25, 2012
Illegale Prozedur

Gericht stellt religiöse Beschneidung unter Strafe

Exklusiv Ein Urteil des Landgerichts Köln betrifft einen weitverbreiteten, aus religiösen Gründen durchgeführten medizinischen Eingriff: Danach ist die Beschneidung von Jungen künftig als Körperverletzung zu werten. von Matthias Ruch
 
Wer Jungen aus religiösen Gründen beschneidet, macht sich wegen Körperverletzung strafbar. Dies hat das Landgericht Köln in einem wegweisenden Urteil entschieden, das der FTD vorliegt. Weder das Elternrecht noch die im Grundgesetz garantierte Religionsfreiheit können diesen Eingriff rechtfertigen, stellte das Gericht in seiner Urteilsbegründung klar.

Damit stellt erstmals ein deutsches Gericht den religiösen Brauch unter Strafe. Jährlich werden in Deutschland mehrere tausend Jungen in ihren ersten Lebensjahren auf Wunsch der Eltern beschnitten. In den USA wird sogar die Mehrheit aller Jungen - weitgehend unabhängig von der Religion - direkt nach Geburt beschnitten. Auch dort formiert sich nun aber massiver Widerstand gegen diese Praxis. Weltweit sind rund ein Viertel aller Männer beschnitten.

Über Jahrzehnte hatten Ärzte in Deutschland in einer juristischen Grauzone agiert, wenn sie Jungen aus rein religiösen Gründen beschnitten, ohne dass es eine medizinische Notwendigkeit gab. Bislang konnten sie sich jedoch darauf berufen, keine Kenntnis von der Strafbarkeit religiöser Beschneidungen gehabt zu haben. Selbst wenn ein Gericht den Einzelfall später als Körperverletzung anerkannte, musste der Arzt wegen des so genannten Verbotsirrtums freigesprochen werden. Mit dem Kölner Urteil fällt diese Möglichkeit nun weg.

"Das Urteil ist vor allem für Ärzte enorm wichtig, weil diese jetzt zum ersten Mal Rechtssicherheit haben", sagte Holm Putzke von der Universität Passau. Der Strafrechtler fordert seit Jahren ein ausdrückliches Verbot der religiösen Beschneidung. "Das Gericht hat sich - anders als viele Politiker - nicht von der Sorge abschrecken lassen, als antisemitisch und religionsfeindlich kritisiert zu werden", lobte Putzke. "Diese Entscheidung könnte nicht nur die zukünftige Rechtsprechung prägen, sondern im besten Fall auch bei den betroffenen Religionen zu einem Bewusstseinswandel führen, Grundrechte von Kindern zu respektieren."

Vor allem muslimische und jüdische Organisationen weisen die Forderungen nach einer Strafbarkeit der Beschneidung bislang entschieden zurück. Sie werten ein Verbot als "schweren Eingriff in das Recht auf freie Religionsausübung". Zum Kölner Urteil wollten sie sich am Montag auf Anfrage zunächst nicht äußern. Man wolle zunächst die Urteilsbegründung prüfen, hieß es.

Der Richterspruch dürfte für Diskussionen sorgen. Seit Jahren ringen Politik und Verbände um eine bessere Integration der muslimischen Bevölkerung. Wolfgang Schäuble berief dazu als Innenminister 2006 erstmals eine eigene Islamkonferenz ein. Der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff sagte: "Der Islam gehört zu Deutschland." Sein Nachfolger Joachim Gauck variierte: "Die Muslime, die hier leben, gehören zu Deutschland." Einige Muslime dürften das Kölner Urteil nun als einen Rückschritt auffassen.

Experten gehen davon aus, dass nun weitere Fälle andernorts vor Gericht landen werden. Abschließend könnte die Frage nach der Strafbarkeit religiös motivierter Beschneidungen dann wohl vom Bundesverfassungsgericht geregelt werden.

Im Kölner Fall hatte ein muslimischer Arzt an einem vierjährigen Jungen auf Wunsch der Eltern eine Beschneidung vorgenommen. Zwei Tage später kam es zu Nachblutungen, die Mutter brachte den Jungen in die Kindernotaufnahme. Die Staatsanwaltschaft erhielt Kenntnis davon und erhob Anklage gegen den Beschneider. Nachdem das Amtsgericht den Eingriff für rechtens befand, legte sie Berufung ein. Das Landgericht wertete ihn jetzt als "schwere und irreversible Beeinträchtigung der körperlichen Unversehrtheit".

Financial Times (Germany - Babelfish translation)
June 25, 2012
Personal injury

Court: religious circumcision is punishable

Exclusive A judgment of the District Court of Cologne [refers to] a widespread medical intervention, carried out for religious reasons: [according to it] the circumcision of boys is in the future as a personal injury. By Matthias Ruch

[Those who] trim boys for religious reasons, [make themselves] punishable because of injury. This decided the Cologne regional court, in a landmark ruling that the FTD [this paper, has received]. Neither the parents nor the freedom of religion guaranteed in the basic law can justify this intervention, in its judgment, the Court made it clear.

Thus, a German court for the first time [puts] the religious custom under penalty. Each year, several thousand boys in their first years of life at the request of the parents be cropped in Germany. In the United States, even the majority of all boys - is clipped largely independent of the religion - directly after birth. There formed but now massive resistance to this practice. Worldwide around a quarter of all men are circumcised.

For decades, doctors in Germany in a legal grey area had acts when they circumcised boys for purely religious reasons, without that there was a medical necessity. So far they could rely however, to have had no knowledge of the criminality of religious restrictions. Even if a court accepted the case later as personal injury, the doctor due to the so called [mistake of law] had to be acquitted. With the Cologne decision is now eliminated this possibility.

Holm Putzke from the University of Passau said "The decision is extremely important especially for doctors because they have legal certainty now for the first time." The jurist called for an explicit prohibition of religious circumcision for years. "The Court has let otherwise deter as many politicians - not of concern, as anti-Semitic and hostile to religion to be criticized", praised Putzke. "This decision could influence not only the future case law, but lead at best, even with the affected religions, to a change of consciousness, to respect fundamental rights of children."

Mainly Muslim and Jewish organizations reject so far the demands after a criminality of circumcision. [They] evaluate a ban as "serious interference in the right to free exercise of religion". To the Cologne decision they wanted to not comment initially on Monday on request. It was said that [they] would first consider the judgment.

The judgment is likely to provide for discussions. For years struggle politics and associations to improve the integration of the Muslim population. Wolfgang Schäuble convened to 2006 for the first time an own Islamic Conference as Minister of the Interior. The former German President Christian Wulff said: "Islam is one of Germany." His successor Joachim Gauck varied: "The Muslims who live here are Germany." Some Muslims are likely to now include the Cologne decision as a step backwards.

Experts assume that more cases will end up elsewhere before the Court. Finally the question could be regulated then probably after the criminality of religiously motivated restrictions by the Federal Constitutional Court.

In the Cologne case, a Muslim physician at a four-year old boy at the request of the parents had made a circumcision. Two days later it came to haemorrhage, the mother brought the boy in raising children's emergency. The public prosecutor's Office was informed of and pressed charges against the be cutter. After the District Court [ruled] the procedure [to be] legal she lodged an appeal. Now, the Court assessed [it] as "serious and irreversible impairment of physical integrity".

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